Deutschsprachige Musiker im Exil

Was veranlasst Musikerinnen und Musiker ins Exil zu gehen? Unter anderen, wenn es ihnen nicht länger möglich ist, im eigenen Land zu spielen, oder ihr Leben in unmittelbarer Gefahr ist. Wegen fortschreitender Diskriminierung, Verfolgung und Berufsverbot verließen unzählige Musikschaffende aus Deutschland und Österreich ihre Heimat und gingen ins Exil. Die ersten Gesetze wurden unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme eingeführt. Viele Musiker reisten entweder kurz danach aus oder sie verblieben noch einige Jahre im Land, wo sie versuchten, ihre Karriere innerhalb des Jüdischen Kulturbundes fortzusetzen (Kurt Singer, Marion Koegel, Werner Seelig-Bass). Die meisten Musiker emigrierten in die USA. Andere reisten zuerst nach Frankreich, Lettland, Schweden, Südamerika oder Kuba. William Steinberg, der für den Erfolg des Palestine Orchestra verantwortlich war, wanderte zuerst nach Tel Aviv aus und dann nach Philadelphia. Die Folgen der Emigration waren unterschiedlich: Einige Auswanderer (Erich Wolfgang Korngold, Carl Alwin) erlebten im neuen Land gleich nach ihrer Ankunft Erfolge. Für andere (Alfred Lichtenstein und Werner Dambitsch) bedeutete das Exil einen irreparablen Bruch in ihrer Karriere. Ein weiterer Teil traf auf vorübergehende Hindernisse, die er aber nach einigen Jahren überwinden konnte (Felix Freilich). Eine Rückkehr nach Deutschland oder Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg war eher selten (Leo Blech). Einige, wie Kurt Singer und Joseph Schmidt, verließen zwar Deutschland, konnten aber letztendlich nicht der Verfolgung entkommen. Singer wurde von Amsterdam nach Theresienstadt deportiert und ist dort gestorben. Schmidt starb in der Schweiz nach der Inhaftierung als illegaler Flüchtling im Lager Girenband.

Zusätzliche Literatur :

Pass, Walter, Scheit, Gerhard, Svoboda, Wilhelm. Orpheus Im Exil: Die Vertreibung der Oesterreichischen Musik von 1938 bis 1945. Antifaschistische Literatur und Exilliteratur. Studien und Texte. Wien: Verlag Fuer Gesellschaftskritik, 1995.

Wildauer, Monica. Oesterreichische Musiker Im Exil. [Kolloquium 1988]. Beiträge Der Österreichischen Gesellschaft Für Musik, Bd. 8. Kassel: Baerenreiter, 1990.

Petersen, Peter, Maurer Zenck, Claudia, and Universität Hamburg. Musiktheater Im Exil Der NS-Zeit: Bericht über die Internationale Konferenz am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg. Hamburg: Von Bockel Verlag, 2007.

Dümling, Albrecht. Die verschwundenen Musiker. Juedische Fluechtlige in Australien (Koeln: Böhlau Verlag, 2011).