William Steinberg
Schon bevor William Steinberg in die Vereinigten Staaten einreiste, war er in Deutschland und Palästina als Dirigent und Pianist bekannt. Er wurde 1899 in Köln geboren. Sein Leben lässt sich in mehrere Stationen teilen, die mit den großen historischen Ereignissen seiner Zeit korrespondieren.
Nach seiner musikalischen Ausbildung an Klavier, Violine sowie Orchesterleitung wurde Steinberg 1924 Assistent des berühmten Dirigenten Otto Klemperer an der Kölner Oper. Im darauffolgenden Jahr ging er nach Prag, wo er musikalischer Leiter des Neuen Deutschen Theaters wurde. Seine nächste Station war die Frankfurter Oper, an der er unter anderem die Uraufführung von Schönbergs „Von heute auf morgen“ dirigierte. Die genaue Geschichte der Premiere kann durch die erhaltenen Dokumente von Arnold Schönberg und seinem Anwalt Max Kowalski in den Beständen des Leo Baeck Instituts verfolgt werden.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme litt Steinberg ähnlich wie andere jüdische Bürger und Künstler unter den Repressalien der Nationalsozialisten. Zuerst verlor er die Stelle an der Frankfurter Oper. Kurz danach wurden seine Konzertaktivitäten auf Auftritte im Jüdischen Kulturbund beschränkt. Nichtdestotrotz gelang es Steinberg, mit vielen Klassikmusikern in Deutschland zu kooperieren. Im Brief (siehe unten) an Emmy Rubensohn vom 8. Februar 1935, der sich in der LBI-Sammlung befindet, bedankt sich Steinberg für ihre Hilfe bei der Organisation eines Events im Jüdischen Kulturbund und erwähnt darüber hinaus seine Arbeit an der „Fledermaus“.
1936 emigrierte er von Deutschland nach Palästina, wo er sich als Dirigent beim Aufbau des Philharmonieorchesters engagierte. Das Orchester wurde mithilfe des polnischen Geigers Bronisław Huberman unter dem Namen Palestine Orchestra gegründet. Dank Steinbergs und Hubermans Bemühungen, Visa für Musiker zu besorgen, konnten zahlreiche jüdische Musiker aus Europa ausreisen und sich nach Palästina retten.
Aus Palästina ging Steinberg in die USA. Hier arbeitete er zuerst am Buffalo Symphony Orchestra, um einige Jahre später das Pittsburg Symphony Orchestra zu leiten – zwei Orchester, die von zwei anderen Flüchtlingen aus NS-Deutschland gegründet worden waren: Otto Klemperer und Fritz Reiner. Die Herkunft der Gründer und ihre Begabung verliehen den Orchestern einen besonderen Charakter. Sie wurden oft als die am meisten europäisch klingenden Orchester in den USA. bezeichnet. Seine Karriere beendete Steinberg als Direktor des renommierten Boston Symphony Orchestra. Als er 1978 starb, war Steinberg auf mindestens drei Kontinenten bekannt und geschätzt.
Lebensstationen:
Köln - Prag - Frankfurt am Main - Palästina - Buffalo - Pittsburgh - Boston
Bilder :
Videos :
Joseph Silverstein: William Steinberg
"Siegfried Idyll" Wagner
Beethoven: Symphony No. 7
Bruckner Symphony No. 8 in C minor
Brahms Symphony No. 1
Beethoven Symphony No. 7 (1970)
Literaturhinweise :
Interview mit Charlotte Bamberger: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:CJH_ALEPH000193036