Werner Dambitsch
Werner Dambitsch wurde 1913 als einziges Kind einer assimilierten Breslauer jüdischen Familie geboren. Bereits in seiner Kindheit interessierte er sich für Musik und erhielt Privatunterricht. In den Genuss einer professionellen musikalischen Ausbildung kam er jedoch nicht. 1930, im Alter von 17 Jahren, absolvierte er stattdessen eine Lehre als Verkäufer in dem bekannten Leinenhaus Bielschowsky in Breslau. Gleich danach fand er eine Anstellung in einem Kaufhaus in Berlin.
Von seinem ersten selbstverdienten Geld kaufte Dambitsch sich ein Saxophon. Kurz danach gründete er zusammen mit seinen Freunden Heinz Heilborn, Rudi Moses, Günther Lewinsohn und Arthur Goldmann das Excentric Jazz Orchester. Die Musiker durften im Hause der Eltern üben. Angesichts des Jazz-Erfolgs im Deutschland der 1930er-Jahre ist es wenig überraschend, dass die jungen Männer sich für das angesagte Musikgenre begeisterten. Das deutsche Radio übertrug z.B. von 1926 an regelmäßig Jazz-Musik. Um 1930 lernten die Zuhörer in Deutschland Musiker wie Louis Armstrong, Duke Ellingtonund, Sidney Bechet oder die Paul Godwin's Band kennen.
Schon zwei Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde Jazz als „entartete“ und „undeutsche Musik“ verboten. Trotz dieser Einschränkungen traten Dambitsch und seine Band noch bis 1937 als das Erste Jüdische Jazz-Orchester auf. Als Mitglieder des Jüdischen Kulturbundes, der unter anderem als Reaktion auf Entlassungen jüdischer Künstler aus öffentlichen Kulturinstitutionen entstand, spielten die Musiker meistens an Bar-Mitzvah-Feiern und auf jüdischen Hochzeiten. Im Frühjahr 1938 spielte das Orchester sein letztes Konzert. Kurz darauf verließen die Musiker Deutschland. Während seine Kameraden nach Saigon, Shanghai, Bogota und Buenos Aires flohen, ging Werner Dambitsch nach Kuba und wanderte kurz danach in die USA ein.
Um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen, meldete sich Werner Dambitsch – von nun an Warner Danby – freiwillig bei der US-Armee. Hier diente er als Musiker und Koch. Dank seiner deutschen Sprachkenntnisse kam er 1945 mit der US-Armee nach Deutschland und verhörte Nationalsozialisten.
Obwohl Dambitsch in Deutschland Mitbegründer des Jazz-Orchesters war, als Mitglied des Kulturbundes als Musiker auftrat und auch zu Beginn seines Aufenthalts in den USA weiterhin als Musiker arbeitete, zeigte er in seinem späteren Leben so gut wie kein professionelles Interesse an Musik. Nach Ende seines Dienstes in der US-Armee gründete Dambitsch das Unternehmen The Warner Danby Corporation, das Traktoren exportierte. Werner Dambitsch starb 1983 in New York. Das Saxophon, mit dem Dambitsch durch verschiedene Länder gereist war, wurde nach seinem Tod einer jüdischen Organisation zur Förderung junger Musiker gestiftet.
Lebensstationen:
Breslau (Wroclaw) - Berlin - Kuba - New York
Bilder :
Videos :
Sidney Bechet - Jazz in Berlin 1930 + Lilian Harvey & Willy Fritsch
Literaturhinweise :
Jazz im „Dritten Reich“: http://holocaustmusic.ort.org/de/politics-and-propaganda/third-reich/jazz-under-the-nazis/
Werner Dambitsch Kollektion: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:CJH_ALEPH000358920