Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold wurde 1897 in Brünn als Sohn des Musikkritikers Julius Korngold geboren. Kurz nach seiner Geburt zog seine Familie nach Wien. Korngolds musikalische Karriere begann früh. Als „Wunderkind“ komponierte er bereits mit acht Jahren sein erstes Werk. Korngold und sein Talent profitierten von der besonderen Atmosphäre Wiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die zahlreichen berühmten Musiker, die sich in der Stadt aufhielten, beeinflussten den jungen Künstler nachhaltig. Schon im Kindesalter wurde Korngold Gustav Mahler vorgestellt. Auf Mahlers Rat hin nahm er Unterricht bei dem bekannten Komponisten Alexander von Zemlinsky. 1910 komponierte Korngold sein Ballett „Der Schneemann“, das sogar Richard Strauss würdigte. Die Zuschauer, die das Ballett an der Wiener Hofoper besuchten, waren nicht nur vom Talent, sondern auch vom jugendlichen Alter des Komponisten beeindruckt.

Als Heranwachsender schrieb Korngold zwei Opern: den „Ring von Polykrates“ und „Violanta“. Beide Werke wurden von der Kritik sehr positiv aufgenommen. Nichtdestotrotz vergingen noch einige Jahre, bis Korngold seine berühmteste Oper schrieb: In Alter von 23 Jahren feierte sein Werk „Die Tote Stadt“ Premiere. Die Oper wurde gleichzeitig in Köln und Hamburg uraufgeführt.  

Auf Einladung von Max Reinhardt reiste Korngold 1934 das erste Mal in die USA nach Hollywood. Seit 1929 arbeiteten beide unter anderem an einer neuen Version der „Fledermaus“ zusammen. Während Korngolds Aufenthalt wirkten sie nun gemeinsam an „Midsummer Night’s Dream“. Korngolds Beitrag zu dem Film und seine Ästhetik beindruckten auch die Filmgesellschaft Warner Bros., die Korngold im darauffolgenden Jahr unter Vertrag nahm. Im Vergleich zu anderen Komponisten, die an mehreren Filmen pro Jahr arbeiten mussten, durfte Korngold sich auf ein bis zwei Soundtracks pro Jahr beschränken und ein halbes Jahr in Wien verbringen. Dies hatte er vor allem seinem Prestige als Komponist, aber auch seinem außergewöhnlichen Talent und Gespür für die Filmmusik zu verdanken. Bis 1938 komponierte er außerdem die Musik für „Captain Blood“ und die Oscar-prämierte Filmmusik zu „Anthony Adverse“. 

Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 bis zum Ende des Krieges lebte Korngold mit seiner Familie in den USA, wo er zahlreiche Erfolge in der Filmmusikbranche feierte. Die Musik zum Film „The Adventures of Robin Hood“ brachte ihm den zweiten Oscar ein. Zusammen mit Max Steiner begründete Korngold einen neuen Musikstil in Hollywood. Beide Komponisten benutzten das Wagnerische Konzept des Leitmotivs. Zwischen 1935 und 1954 schrieb Korngold Soundtracks für 21 Filme, die in Hollywood gedreht wurden. Mit dem in der Musikindustrie verdienten Geld konnte Korngold seine Bekannten unterstützen, die verzweifelt den Nationalsozialisten zu entfliehen suchten.

Nach dem Krieg kehrte Korngold nach Wien zurück und wollte an seine Erfolge in der europäischen Musiklandschaft anknüpfen. Zwei Versuche in den Jahren 1949 und 1954 blieben erfolglos. Das Publik nahm die neuen Werke nur verhalten auf. Die lange Abwesenheit des Komponisten und die zwischenzeitliche Veränderung des Musikstils in Europa nach dem Krieg waren dafür wohl mitverantwortlich.

In den letzten Jahren seines Lebens fühlte sich Erich Wolfgang Korngold als Künstler zurückgewiesen und fürchtete, in Vergessenheit zu geraten. Er starb 1957 in Hollywood.

Auch wenn das Leo Baeck Institut nur eine relativ kleine Sammlung von Dokumenten des Komponisten besitzt, bieten diese eine informationsreiche Einführung und können als Grundlage für weitere Recherchen dienen. Die persönlichen Notizen und Bemerkungen, die Korngold oft an den Rand seiner Kompositionen schrieb und die jetzt online zur Verfügung stehen, ermöglichen dem Leser einige nuancierte Einblicke in das Schaffen des Musikers.

Lebensstationen:

Brünn (Mähren) - Wien - Hamburg - Hollywood

Videos :

Footage

The Adventures of Robin Hood

Die tote Stadt

The Sea Hawk

Literaturhinweise :

Erich Wolfgang Korngold Kollektion: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:cjh_digitool478179

Stollberg, Arne. Erich Wolfgang Korngold: Wunderkind der Moderne oder letzter Romantiker? Bericht über das internationale Symposium Bern 2007, München: Ed. Text + Kritik, 2008.

Korngold, Julius. Die Korngolds in Wien: Der Musikkritiker und das Wunderkind. Edition Musik und Theater, Zürich: M & T Verlag, 1991.

Hoffmann, Rudolf Stephan. Erich Wolfgang Korngold, Wien: C. Stephenson, 1922.


Bestände in weiteren Archiven :

Oxford Music Online

Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze

Europeana Collections: Das Wunder der Heliane

Europeana Collections: Mein Sehnen, Mein Wähnen

Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden: Eine Nacht in Venedig

Gesellschaft für Historische Tonträger, Österreich: Du bist mein Liebe

Österreichische Mediathek

NYPL: in Bruno Walters Kollektion – Briefe

The Orel Foundation: Biografie

Erich Wolfgang Korngold Society: hilfreiche Links