Felix Freilich

Felix Freilich wurde 1920 in Altenburg geboren. Seit frühester Kindheit erhielt er Geigenunterricht bei seinem Schullehrer, der zugleich auch Organist der Altenburger Brüderkirche war. In dieser Funktion hatte ihn sein Lehrer auch für ein Konzert in der Kirche vorgesehen, sodass Freilichs Name als einer der Vortragenden 1933 in der Lokalzeitung abgedruckt wurde. Seine Teilnahme wurde kurzfristig abgesagt, als sich ein NSDAP-Funktionär ankündigte. Offiziell hieß es, Freilich wäre plötzlich erkrankt, weshalb der Jugendliche auf Anweisung seines Vaters an diesem Tag nicht das Bett verlassen durfte. Angesichts dieser Entwicklungen in seiner Heimatstadt schickte ihn seine Familie zuerst nach Leipzig, wo er von 1934 bis 1936 Privatunterricht erhielt. 1936 trat er dann in die „Deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst“ in Prag ein, besuchte jedoch weiterhin regelmäßig seine Angehörigen in Altenburg. Erst mit dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich brachen die Reisen ab. Seine Geschwister wurden von den Eltern noch rechtzeitig nach England geschickt, sie selbst konnten sich nicht mehr retten. Freilichs Mutter Sophie wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Sein Vater Bernhard überlebte die Haft in Auschwitz, starb aber im April 1945 im KZ Dachau.

Als der Direktor des Palestine Conservatory of Music 1939 Prag besuchte, bewarb sich Freilich für ein Stipendium in Jerusalem. Trotz der Zusage verzögerte sich seine Einreise, weil er die notwendigen Unterlagen beschaffen musste. Endlich in Palästina angekommen, schloss er sich 1942 dem First Battalion of the Royal Yugoslav Guards als Musiker an, nachdem er vermutlich in einer Zeitungsannonce davon erfahren hatte. Das Ensemble bestand fast ausschließlich aus jüdischen Musikern, die bereits in Palästina lebten. Freilich spielte im Orchester sowohl Trompete als auch Violine. Als die Mitglieder nach Italien und Jugoslawien geschickt wurden, wurde das Orchester im Juni 1943 aufgelöst. Im August 1943 trat Freilich der Palestine Police Force bei, wo er ähnliche Aufgaben übernahm wie zuvor im jugoslawischen Militärorchester. Er verließ den Polizeidienst im April 1945 und hatte für einige Monate eine Stelle bei der britischen ENSA (Entertainment National Service Association). Anschließend arbeitete er beim Jerusalem Radio Orchestra und als zweiter Geiger im Jerusalem String Quartett. Von 1948 bis 1953 wirkte er beim Jerusalem Radio Orchestra als Assistenz-Kapellmeister und verbrachte 1950 sogar ein Lehrjahr in London bei Max Rostal. Nach seiner Rückkehr nach Jerusalem lernte er die US-Amerikanerin Joan Greenberg kennen, die an der Hebrew University Englisch unterrichtete. Sie heirateten in Jerusalem und zogen gemeinsam in die USA.

Nach Gastspielen bei der Atlanta Symphony Orchestra(1953) und der Houston Symphony Orchestra (1954) wurde Freilich 1955 als festes Mitglied beim Cleveland Orchestra eingestellt, dem er bis zu seiner Pensionierung 2000 angehörte. 1957 begleitete er das Cleveland Orchestra auf einer Europatournee, die auch nach Berlin und Stuttgart führte. Es war sein erster Aufenthalt in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 1975 besuchte er erstmals wieder Altenburg. Nach dem Fall der Mauer begleitete ihn auch seine Familie bei den nun regelmäßigeren Reisen nach Deutschland. Im Mai 2002 luden ihn die Altenburger Brüderkirche und der dortige Posaunenchor ein, in eben der Kirche aufzutreten, in der es ihm 1933 versagt worden war. Freilich sagte zu. Bei seinem Konzert spielte er ein Werk von Bach und zwei Stücke des lokalen Komponisten Günter Witschurke, ein Präludium und eine extra für diesen Anlass geschaffene Komposition: „Reminiscence: Damals durfte seine Violine nicht erklingen“. Nur wenige Monate später, im Oktober 2002, starb Felix Freilich.

Lebensstationen:

Altenburg - Prag - Jerusalem - London - Atlanta - Houston - Cleveland

Literaturhinweise :

Herwald, Margi. Clevelander enjoys long overdue reprise, in: Cleveland Jewish News, 9. August 2002, S. 30.

Felix Freilich, longtime violinist, studied in Prague and Israel, in: Cleveland Jewish News, 29. November 2002, S. 74.