Herbert und Leni Fromm
Herbert Fromm galt in Deutschland als „Erneuerer der synagogalen Musik“. Nach seiner Emigration stand er im engen Austausch mit Künstlern wie Julius Chajes und Samuel Adler und war Teil des American Reform Movement.
Als Sohn eines Weingroßhändlers wurde Fromm 1905 in Kitzingen in eine überaus musikaffine Familie hineingeboren. Dennoch blieb er zeitlebens der einzige Spross, der sich hauptberuflich der Musik widmete, allerdings wurden drei seiner im Weingroßhandel tätigen Brüder in Amerika aktive Förderer von Musikern und Komponisten.
Herbert Fromm studierte an der staatlichen Akademie in München und lernte dort Paul Hindemith kennen. Von 1930 bis 1931 arbeitete Fromm als Dirigent in Bielefeld und wechselte dann nach Würzburg. Dort wurde er 1933 entlassen und trat daraufhin dem Jüdischen Kulturbund in Frankfurt am Main bei, wo er gleich mehrere Aufgaben übernahm: als Komponist, Chorleiter, Konzertbegleiter, Organist und Kapellmeister. Dort lernte er auch die 1908 geborene Frankfurter Schauspielerin Helene (Leni) Steinberg kennen. Die Betätigung im Kulturbund beförderte Fromms Hinwendung zu religiösen Themen. Zudem assistierte er von 1934 bis 1936 an der Westend-Synagoge in Frankfurt am Main und wirkte seit 1935 als Organist an der Hauptsynagoge in Wiesbaden. Obwohl Leni Steinberg den Kulturbund mit seinen künstlerisch hochkarätigen Mitgliedern als einmalige Chance für ihre Schauspielkunst sah und ursprünglich nicht ausreisen wollte, stand dieser Entschluss für Herbert Fromm bereits fest. Schon vor seiner Emigration in die USA im Januar 1937 hatte er sich um eine Anstellung in Buffallo, NY beworben. Leni Steinberg folgte ihm wenige Monate später. Zu dem Zeitpunkt hatte Fromm schon seine Stelle als Organist und Musikdirektor am Temple Beth Zion (Buffalo, NY) angetreten.
In den nachfolgenden Jahren nahm er erneut Unterricht bei Paul Hindemith, erst an der University of Buffalo (1940-1941) und danach im Berkshire Music Center in Tanglewood (1941-1942). Nach „sieben biblischen Jahren“, wie Fromm es in einem Interview zu Beginn der 1990er-Jahre beschrieb, heiratete er 1941 Leni Steinberg. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Wechsel an den Temple Israel in Boston. Diese Position hatte er bis zu seiner Pensionierung inne. Während Herbert Fromm sich als Komponist und Dirigent, unter anderem mit Auftritten in der Carnegie Hall in New York, einen Namen machte, knüpfte Leni an ihre Sprachausbildung an und trat als Moderatorin der German Radio Hour beim Bostoner Radiosender WBOS (später WGBH) auf. Ihre Sendung wurde von 1958 bis 1973 wöchentlich ausgestrahlt.
1945 erhielt Herbert Fromm für seine Kantate „Song of Miriam“ den Ernest Bloch Preis und 1966 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Lesley College in Cambridge, Massachusetts verliehen. Neben seiner Haupttätigkeit als Organist, Komponist und Dirigent verfasste er drei Bücher: „The Key of See“ (1967), „Seven Pockets“ (1977) und „On Jewish Music“ (1979). Der Entstehungsprozess der Werke und die Herausforderungen, die dessen Umsetzung für einen nicht-deutschsprachigen Drucker bedeuteten, werden anhand der im Archiv erhaltenen Entwürfe und Briefwechsel deutlich.
Herbert Fromm starb im März 1995 in Brookline, MA. Leni folgte ihm zwei Jahre später.
Lebensstationen:
Kitzingen - München - Bielefeld - Würzburg - Frankfurt am Main - Buffalo - Tanglewood - Boston
Bilder :
Videos :
Kol Nidrei - Herbert Fromm (1905 - 1995)
Herbert Fromm's Yemenite Cycle
Samuel Adler Talks About Composer Herbert Fromm
GRANT US PEACE by Herbert Fromm
Literaturhinweise :
American-Israeli Cooperative Enterprise (AICE), FROMM, HERBERT (1905–1995), in: Jewish Virtual Library: https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/judaica/ejud_0002_0007_0_06909.html
Levin, Neil W. Herbert Fromm 1905–1995: http://www.milkenarchive.org/people/view/all/527/Herbert+Fromm
Frühauf, Tina. Herbert Fromm, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM), aktualisiert am 16. April 2014: http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003248
Nemtsov, Jascha. Jüdische Kunstmusik im 20. Jahrhundert: Quellenlage, Entwicklungsgeschichte, Stilanalysen (Studien und Quellen zur jüdischen Musikkultur, Bd. 3), Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2006, S.88.
Geisel, Eike/Broder, Henryk M. Premiere und Pogrom: Der Jüdische Kulturbund 1933-1941. Texte und Bilder, Berlin: Siedler, 1992, S. 231-237.
Bestände in weiteren Archiven :
The Schreiber Jewish Music Library, Gratz College, PA
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH)
The National Library of Israel
Akademie der Künste Berlin, Sammlung des Jüdischen Kulturbundes
Park Avenue Synagogue, Edmond de Rothschild Library, Music Manuscripts
Jewish Theological Seminary of America, Cantors Library, Herbert Fromm Collection