Heinrich Sontheim

Obwohl heutzutage nahezu vergessen, war Heinrich Sontheim einer der großen Tenöre des 19. Jahrhunderts. Er wurde 1820 in Jebenhausen geboren und starb 1912 in Stuttgart. Die ersten Gesangserfahrungen sammelte er in Synagogen, da die Familie jede Form der säkularen Musik ablehnte. Umso größer war der soziale und religiöse Bruch, der mit seiner Gesangsausbildung am Stuttgarter Hoftheater einherging.

Nach seiner Ausbildung stand er von 1839 bis 1850 als Opernsänger am Theater in Karlsruhe unter Vertrag. Von 1851 bis 1872 war er Königlicher Kammersänger an der Oper in Stuttgart, wo er gegen antisemitische Intrigen und die Vorurteile gegenüber jüdischen Musikern kämpfen musste. Wiederholt war er sowohl vonseiten seiner Kollegen als auch der Presse dem antisemitischen Vorwurf ausgesetzt, dass man nicht wisse, ob er „Deutsch oder Hebräisch singe“.

Nichtsdestotrotz waren seine Gastauftritte an den Theatern in Wien und anderen deutschsprachigen Städten große Erfolge. Der Sänger Sontheim, der als idealer Heldentenor galt, stand zeitlebens auf insgesamt 37 Bühnen in Europa. In Wien wurde Sontheim besonders bekannt durch seine Rolle des Eleazer in der Grand Opéra „La Juive“von Jacques Fromental Halevy, die den christlich-jüdischen Konflikt zur Zeit des Konstanzer Konzils im 15. Jahrhundert zum Thema hat.

Im Archiv des LBI befinden sich zahlreiche Dokumente und Fotografien von Heinrich Sontheim. Die Korrespondenz zwischen Sontheim und zeitgenössischen Impressarios bietet eine interessante Perspektive auf das Leben und die Karriere des Musikers. Zu den Beständen gehören außerdem Briefe von begeisterten Anhängern Sontheims.

Lebensstationen:

Jebenhausen/Göppingen - Stuttgart - Karlsruhe - Wien

Videos :

"Le juive" Oper

Literaturhinweise :

Heinrich Sontheim Kolektion: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_SCOPE:CJH_ALEPH000193617