Giacomo Meyerbeer

Schon zu seinen Lebzeiten war Giacomo Meyerbeer einer der gefeiertsten und zugleich am heftigsten kritisierten Opernkomponisten. Er entstammte einer wohlhabenden Berliner Familie und wurde 1791 auf der Durchreise in Tasdorf geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er am Klavier. Als „Wunderkind“ trat er im Alter von neun Jahren erstmals vor Publikum auf. Doch seine ersten Kompositionen, kirchenmusikalische Werke und Kantaten, ernteten nur wenig Erfolg. 1814 ging Meyerbeer nach Paris und dann nach Italien, um unterschiedliche musikalische Stile kennenzulernen. Erst seine Rückkehr aus dem Ausland und seine Bekanntschaft mit Eugène Scribe mündeten in der Entstehung der Oper „Robert le Diable“ im Jahre 1831. Nach diesem Erfolg schuf er drei weitere Opern, die bis heute wohl seine bekanntesten Werke sind: Les Huguenots (1836), Le Prophète (1849) und L‘Africaine (1865). Meyerbeer und sein Schaffen beeindruckten und beeinflusten auch seine Zeitgenossen, darunter Hector Berlioz und Richard Wagner.

Bis heute gilt Meyerbeer als Meister der französischen „Grand opéra“. Die neuen Präsentationsformen ermöglichten auch die Behandlung komplexer historischer Themen, wie z. B. die in Meyerbeers „Les Huguenots“ geschilderte Vertreibung der protestantischen Minderheit aus Frankreich. Zum Verständnis von Meyerbeers künstlerischen Werken ist es wichtig, diese im Kontext der ästhetischen und gesellschaftlichen Entwicklung Frankreichs zwischen den 1830er- und 1860er-Jahren zu betrachten. Die Privatisierung der Oper ermöglichte die Investition größerer Summen, die zur Umsetzung der meisten als „Grand Opéra“ gefeierten Werke vonnöten waren.

Meyerbeers außergewöhnlicher musikalischer und damit verbunden finanzieller Erfolg erregten heftigen Neid, weshalb er bereits zu Lebzeiten Kritik durch andere Künstler ausgesetzt war. Obwohl Meyerbeers Werke beispielsweise einen starken Einfluss auf den jungen Wagner ausübten, griff dieser seinen Kollegen an. Nach Richard Wagner war Meyerbeer ein jüdischer Banker, der zufällig Musik komponiert habe und zu keiner originären nationalen Kunst fähig gewesen sei. Robert Schumann kritisierte Meyerbeer als Stil-Eklektiker ohne Originalität. Aufgrund der Themenwahl in seinen Opern wurde er zudem als „Franzosenfreund“ beschimpft. Er selbst hat sich nie öffentlich zu diesen Verleumdungen geäußert.  

Heutzutage werden Meyerbeers Opern vermehrt wieder aufgeführt. Die Oper „Les Huguenots“ wird von Kennern vor allem wegen ihrer Dramatik, Melodik und romantischen Stilrichtung geschätzt.

Im Archiv des Leo Baeck Instituts befinden sich Notenblätter, Kompositionen und Fotos von Meyerbeer. Die Sammlung verfügt auch über zahlreiche Briefe zwischen Giacomo Meyerbeer und seiner Frau Minna.

Lebensstationen:

Rüdersdorf - Berlin - München - Wien - Paris - Neapel/Napels - London

Videos :

L'Africaine – Prelude

Les Huguenots - Overture

Robert le Diable

Le Prophète – Overture

Literaturhinweise :

Thomson, Joan L. Giacomo Meyerbeer: The Jew and His Relationship with Richard Wagner. New York: Society for Jewish Music, 1976.

Henze-Döhring, Sabine/Döhring, Sieghart. Giacomo Meyerbeer: Der Meister der Grand Opéra, München: C. H. Beck, 2014.

Becker, Heinz/Becker, Gudrun/Henze-Döhring, Sabine. Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher, Berlin: Walter De Gruyter, 1960.

Giacomo Meyerbeer Kollektion: http://search.cjh.org:1701/beta:CJH_ALEPH000193519

Thomson, Joan L. Giacomo Meyerbeer : The Jew and His Relationship with Richard Wagner. New York: Society for Jewish Music, 1976.

Henze-Döhring, Sabine, and Döhring, Sieghart. Giacomo Meyerbeer : Der Meister Der Grand Opéra. 2014.

Meyerbeer, Giacomo, Becker, Heinz, Becker, Gudrun, and Henze-Döhring, Sabine. Briefwechsel und Tagebuecher. Berlin: Walter De Gruyter, 1960