Josef (Yossele) Rosenblatt
Yossele Rosenblatt entstammte einfachen Verhältnissen und war 1882 als neuntes Kind und erster Sohn in Belaja Zerkow geboren worden. Schon früh wurde sein außergewöhnliches Gesangstalent entdeckt. Bereits mit 18 Jahren war er Kantor in Munkacs, doch schon kurz darauf setzte sich der frischvermählte Rosenblatt gegen zahlreiche andere Bewerber durch und zog als neuer Oberkantor nach Pozsony (Bratislava). 1906 erreichte ihn der Ruf, als Oberkantor in Hamburg zu wirken, wo er seine technische Ausbildung verfeinerte. Von 1906 bis 1911 gehörte Manfred Lewandowski zu seinen Schülern. Rosenblatts Ruhm beschränkte sich aber nicht auf Europa. Nachdem ihn die Erste Ungarische Gemeinde Ohab Zedek nach New York eingeladen hatte, zog er 1912 als deren neuer Oberkantor mit seiner Familie nach Amerika.
Zwar ließen weitere lukrative Angebote nicht lange auf sich warten, aber er schlug selbst Offerten der Chicagoer Oper und aus dem Filmgeschäft aus. Er war nicht gewillt, für Opernaufführungen freitagabends oder samstags (am Schabbat) aufzutreten, und auch Filmaufnahmen, bei denen beispielsweise Gottesdienste mit Komparsen nachgestellt werden sollten, lehnte er kategorisch ab. Stattdessen begeisterte er bei seinen Auftritten vor mehreren tausend Zuschauern, wie 1917 im Hippodrome Theater und 1918 in der Carnegie Hall, seine Zuhörer mit internationalen Opernarien und jiddischen Liedern.
Angesichts seines Erfolgs ist es wenig überraschend, dass sich schon zu Lebzeiten Legenden um Yossele Rosenblatt rankten. So meldete die „New York Times“ im Juni 1933, dank seiner Bekanntheit in den Vereinigten Staaten würde es genügen, Briefe aus Europa mit „Yossele Rosenblatt, Amerika“ zu adressieren.
1927 wurde ihm die Rolle als Kantor Rabinowitz im ersten Tonfilm The Jazz Singer angeboten. Als es hieß, er solle das Kol Nidre singen, lehnte er trotz Rekordgage dankend ab und übernahm lediglich einen Cameo-Auftritt als er selbst. Erst 1933 wurde Rosenblatt erneut wegen eines Filmprojektes angesprochen. Im dokumentarischen Dream of my People wollte ihn ein Filmteam bei einer Reise nach Palästina begleiten und ihn vor Originalschauplätzen beim Vortragen eigener Kompositionen aufnehmen. Rosenblatt sagte begeistert zu. Zutiefst beeindruckt vom Land planten er und seine Frau bereits während dieses Aufenthalts die Auswanderung. Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen, Yossele Rosenblatt erlag noch vor Ort einem Herzinfarkt.
Von der herausragenden Begabung Yossele Rosenblatts, dem „ungekrönten König der Kantoren“, zeugen zahlreiche Aufnahmen, die die Jahrzehnte überdauert haben.
Lebensstationen:
Belaja Zerkow - Munkacs - Pozsony (Bratislava) - Hamburg - New York - Jerusalem
Bilder :
Videos :
Dream of my people
The Jazz Singer
Literaturhinweise :
Beer, Bernard. Joseph Rosenblatt - 1882-1933 The Man And His Music: http://www.readperiodicals.com/201301/3460064991.html
Levine, Neil W. Yossele Rosenblatt, 1882-1933: http://www.milkenarchive.org/people/view/all/505/Yossele+Rosenblatt
Olivestone, David. Yossele Rosenblatt, 1882—1933, The remarkable career of Cantor Rosenblatt: http://ou.org.s3.amazonaws.com/publications/ja/5764/5764fall/YOSSELER.PDF
MEMORIAL TO ROSENBLATT; National Groups Organizing to Pay Tribute to Cantor, The New York Times, 20. Juni 1933.
RAISE $250,000 FUND FOR JEWISH RELIEF; Shower of Gifts at Concert by Josef Rosenblatt, Russian Cantor, The New York Times, 7. Mai 1917.
Jossele Rosenblatt. In: Der Israelit, Nr. 26, 29. Juni 1933, S. 10-11.